Bericht zur Hubertusmesse

Hubertusmesse und Jägerschlag

„Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!“

Diese Zeile aus Johann Friedrich Hebbels Herbstgedicht kam mir in den Sinn, als ich am 31. Oktober in Kloster Eberbach die letzten Vorbereitungen für unsere traditionelle Hubertusmesse traf.

Gut 600 Besucher waren an diesem strahlenden Herbstsonntag ins Koster gekommen, genossen den Glühwein, versammelten sich im Kreuzgang zum Jägerschlag und anschließend zur Messe in der Basilika.

Alle noch gebräuchlichen Jagdhörner unterhielten die Gäste:

Trompes-de-chasse-Klänge der Gruppe „Le Débuché d’Eltville“ begrüßten sie bereits an der Klosterpforte und bereiteten dann im Kreuzgang musikalisch auf den Jägerschlag vor.

Die Parforce- und Fürst-Pless-Hörner der JVR-Bläser erklangen in der Klostergasse beim Glühweinausschank und beim Jägerschlag. In der Basilika gestalteten die JVR-Parforce-Hörner die Hubertusmesse.

Im Kreuzgang konnten wir 19 Jungjäger von der US Garrison Fishing, & Sport Shooting Community Wiesbaden willkommen heißen. Der JVR-Vorsitzende Dr. Werner Schütz betonte bei seiner Begrüßung, dass Jagen bedeute, Verantwortung zu übernehmen und das erlernte Wissen in der Praxis zu vervollkommnen. Waidgerechtes Jagen verlange lebenslanges Weiterbilden

Im Schein der Fackeln erteilte der JVR-Ausbildungsleiter Dr. Christian von Wallbrunn den US-amerikanischen und den 7 Rheingauer Jungjägerinnen und Jungjägern in feierlicher Zeremonie den Jägerschlag.

In seinem in der Basilika gesprochenen Prolog hob Dr. Schütz hervor, dass die Hubertuslegende ein wichtiger Meilenstein war auf dem langen Weg von den höfischen Vergnügungsjagden zur deutschen Waidgerechtigkeit.

Die Predigt unseres Jagdkameraden Pfarrer Carsten Beul, die von Seline Zenner vorgetragen biblische Lesung und die von mir gesprochenen Fürbitten kreisten um das Thema „Hilfsbereitschaft und gemeinschaftliches Handeln im Geiste Christi und des heiligen Hubertus“.

Pfarrer Beul appellierte an Jäger und Nicht-Jäger, jenseits von Egoismus und Kleingeistigkeit gemeinsam einzutreten für ein Land mit christlichen Werten und Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Nächstenliebe.

Am Ende der von den JVR- Bläserinnen und Bläsern musikalisch perfekt vorgetragenen Messe stimmte die Gemeinde in den Choral „Großer Gott, wir loben Dich“ ein und begleitete den Auszug der Mitwirkenden mit lange anhaltendem Applaus.

In der Klosterschänke feierten rund 140 Gäste bei Speis und Trank den gelungenen Nachmittag und Abend. Die JVR-Bläser und die Trompes-Bläser unterstrichen die gute Stimmung mit weiteren Auftritten.

Die Heimfahrt unter dem Sternenhimmel beschloss eine rundum gelungene Veranstaltung.

Gudrun Fehler
Ressort Öffentlichkeitsarbeit im JVR

 

Schriftlesung zur Hubertusmesse am 30.10.2016 vorgetragen von Seline Zenner

Feldrede Jesu im 6. Kapitel des Lukas-Evangeliums,
die Verse 27 bis 35: „Von der Feindesliebe“

Jesus Christus spricht:

Ich sage euch aber, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen;
segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.
Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht.
Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück.
Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!
Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde.
Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbe auch.
Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch die Sünder leihen den Sündern, damit sie das Gleiche bekommen.
Vielmehr liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Selig sind, die Gottes Worte hören und bewahren. Amen.

 

Hubertuspredigt, Pfarrer Carsten Beul

Liebe Hubertusgemeinde!

Zum zehnten Mal darf ich heute für Sie die Hubertusansprache halten und möchte auch heute mit einer jagdlichen Episode beginnen. Vor gut zwei Wochen, abends um elf, klingelte kurz vor dem Schlafengehen mein Handy und ein Jagdkamerad meldete sich. Er habe ein Stück Schwarzwild erlegt, das doch etwas schwerer sei als gedacht und ob ich nicht kommen könnte, ihm bei der Bergung zu helfen…

Also zog ich meine Jagdkleidung über und machte mich auf den Weg. Ein kühler Wind pfiff über die Taunushöhen und leichte Nebelschwaden irrlichterten zwischen den Bäumen durch den Hochwald. Am Anschuss begutachtete ich das gestreckte Stück, beglückwünschte den Erleger und überreichte ihm einen unterwegs mitgenommenen Bruch. Mit vereinten Kräften zogen wir die Wutz sodann aus dem Unterholz bis zum Auto und wuchteten sie mit einiger Mühe in den Wildkorb. An der Jagdhütte versorgten wir das Stück und hängten es in die Kühlkammer. Gegen zwei Uhr nachts lag ich schließlich im Bett und wartete auf den Wecker um sechs …

Wenn ich solche Erlebnisse unter Nichtjägern erzähle, werde ich oft etwas ungläubig angeschaut. Oft wird aber auch mit Achtung wahrgenommen, was wir Jäger offensichtlich füreinander und um der gemeinsamen Sache Willen bereit sind zu tun. Ich meinerseits bin dann oft auch etwas überrascht, wie immer, wenn einem deutlich wird, dass Dinge, die einem selbst bisher selbstverständlich erschienen, es für andere offenbar nicht sind. Also dürfen wir uns als Jäger mit stolzgeschwellter Brust auf die Schulter klopfen und uns entspannt zurücklehnen, in der Gewissheit, dass wir mal wieder alles richtig gemacht haben?

Zumal es ja eigentlich für alle Menschen, auf jeden Fall aber für uns Christen, Standard ist. Leider wohl nicht, denn Jesus Christus ging, wie wir in der Lesung hörten, mit seinen Lehren deutlich weiter: Er sagt „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde. Vielmehr liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein.“

Was wir in den Revieren tun, ist also eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Gar nichts Besonderes. Für Christus kaum der Rede wert. Dennoch scheint es heute schon so ungewöhnlich, dass sich Menschen darüber verwundern. Was also sollen wir nun tun? Auch in anderen Revieren helfen? Oder uns auch noch jenseits der Revierarbeit engagieren? Also steigern? Schneller, höher, weiter bis zum Herzinfarkt? Oder ist vielleicht doch eher ein grundsätzliches Umdenken gemeint. Wie bei Hubertus? Umkehren? Bisherige Wege verlassen. Gewohntes abstreifen und neue Wege gehen.

Auch uns will Christus offenbar immer wieder als weißer Hirsch erscheinen und uns auffordern, nicht immer die gleichen ausgetretenen Pirschpfade zu gehen. Ist es nicht an der Zeit, dass in unserem Land nicht nur lauter Hass, Schmähung, Verachtung oder gar Gewalt unseren Mitmenschen in Not entgegenschlägt, sondern stattdessen Liebe, Freundschaft und Hilfe?

Unsere Gesellschaft kann von uns Jägern lernen, wie wahre Solidarität und Nächstenliebe aussehen kann. Wenn alle, die angeblich das christliche Abendland retten wollen, wirklich christlich helfen würden, dann würden sie auch tatsächlich das Abendland christlicher machen und damit viel mehr retten als nur unser Land.

Aber den meisten ist vermutlich Christus auch noch nicht begegnet, weder als weißer Hirsch, noch in anderer Form. Sie führen nur einmal mehr das Wort „christlich“ als politische Phrase im Mund und denken gar nicht daran, wirklich nach seinen Lehren zu leben und zu handeln.

Also müssen wohl doch wir Jäger wieder ran. Seien wir also das Salz der Erde und wirken so, wie wir es aus den Revieren gewohnt sind: Freundschaftlich und hilfsbereit. Reichen wir anderen die Hand und unterstützen sie im wahren Geiste Christi und St Huberti. Denn nur so werden wir wirklich mehr tun als das, was, wie Christus sagt, jeder Sünder tut. Und das sollte unser Ziel sein.

Viele von uns, hoffentlich die meisten, vielleicht sogar alle, tun das. Und das ist gut so. Lassen Sie uns die Ärmel aufkrempeln und jenseits der Kleingeistigkeit gemeinsam eintreten für unser wirklich christlich handelndes Land, für ein solches Europa, für unseren Glauben ohne Grenzen. Für wirkliche christliche Werte der Nächstenliebe und Toleranz, aber auch der Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

 

Fürbitten Hubertusmesse 30.10.16

Verfasst und vorgetragen von Gudrun Fehler

Wir wollen nun gemeinsam Fürbitte halten

und ich lade Sie ein, in die Bitte

„Herr, erhöre uns“ einzustimmen.

Guter Gott, täglich sehen, hören und lesen wir in den Medien von Hass, Kriegen, Morden und menschlichem Größenwahn in aller Welt.

Wir erfahren aber auch Nachrichten über gemeinschaftliche Hilfe, Toleranz und Nächstenliebe.

Wir bitten Dich,

gib den verantwortlichen Politikern in Europa und in allen Krisengebieten weltweit den Willen und die Kraft, ein friedliches Miteinander der Völker und Staaten anzustreben.

Wir bitten Dich,

Herr, erhöre uns.

Guter Gott, wir danken Dir, dass Du unsere Region bislang von Krisen und Katastrophen verschont hast.

Wir bitten Dich, gib uns den Willen und die Kraft, den nachbarschaftlichen Frieden und die friedvolle Natur zu bewahren.

Wir bitten Dich,

Herr, erhöre uns.

Guter Gott, hilf uns, den Menschen, die hier bei uns Schutz suchen, nicht mit Angst, Misstrauen oder Hass zu begegnen. Hilf uns, tolerant zu sein und sie teilhaben zu lassen an dem, was Du uns schenkst.

Wir bitten Dich,

Herr, erhöre uns.

Guter Gott, als Jäger bitten wir Dich:

Lass uns bei den herbstlichen Drückjagden das Gemeinschaftliche nicht vergessen.

Lass uns wie unsere Vorfahren dem gemeinsamen Jagderfolg Vorrang geben vor egoistischem Strecke-Machen.

Lass uns Freude empfinden am gemeinsamen Jagen und lass uns Mitjäger nicht als Konkurrenten, sondern als Jagdfreunde ansehen.

Wir bitten Dich:

Herr, erhöre uns.

Guter Gott, hilf uns allen, die wir in dieser Messe für Deine Schöpfung danken, ALLEN Menschen als DEINEN Geschöpfen zu begegnen, und uns gegen niemanden abzugrenzen.

Hilf uns, Dein Gebot der Nächstenliebe in die Tat umzusetzen und dem Beispiel des heiligen Hubertus zu folgen.

Wir bitten Dich:

Herr, erhöre uns.                                   

Amen